Die Balance halten: 3 wertvolle Grundpfeiler

Sheltie Spielzeug Trieb
Im Agility-Training ist es wichtig, eine Balance zwischen Triebaufbau, Impulskontrolle und Denkfähigkeiten zu halten. Triebaufbau bezieht sich auf die Verstärkung angeborener Triebe des Hundes, Impulskontrolle auf die Fähigkeit des Hundes, sich selbst zu kontrollieren, und Denkfähigkeiten auf das Mitarbeiten des Hundes beim Erarbeiten von Übungen und das Reagieren auf Kommandos. Ein Ungleichgewicht kann zu Problemen führen, wie Ablenkbarkeit, Passivität oder Überdenken. Eine ausgewogene Mischung aus Übungen in diesen Bereichen ist entscheidend.

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“Beim nächsten Hund wird alles anders”

Diesen Vorsatz hört man häufig. Allerdings wird hierbei gerne vergessen, wie viele Dinge eigentlich gut laufen und was der Sportler alles durch seinen Hund gelernt hat. Mein erster Agility Hund war ein Elo. Diese nicht anerkannte Mischung aus Bobtail, Eurasier und Chow Chow zählt sicher nicht zu den prädestinierten Agility Rassen. Wenn es zu warm ist, wartet der Elo gerne unter der A-Wand im Schatten. Generell lässt er sich nicht gerne hetzen und ist die Ruhe selbst. Gerade durch diese Charakterzüge konnte ich aber unheimlich viel über die Balance zwischen Triebaufbau und Impulskontrolle, sowie das Lernverhalten des Hundes Lernen, auch wenn ein gewisses Maß an Frustration die Agility Karriere begleitet hat.

Wurde beim nächsten Hund alles anders? Natürlich nicht! Denn die Dinge, die beim Elo gut funktioniert haben, funktionierten beim Border Collie eben nicht genau so. Auf jede neue Rasse und jeden neuen Hund müssen wir als Sportler uns individuell einstellen. Dabei gibt es keine Patentrezepte und wir müssen die Balance zwischen Triebaufbau, Impulskontrolle und Förderung der Denkfähigkeiten finden.

Border Collie puppy looking cute

 Viel wichtiger ist es, seine eigenen Erfahrungen zu reflektieren und zu hinterfragen warum ein Trainingsansatz mit einem konkreten Typ Hund funktioniert hat oder eben nicht. Wir dürfen dabei keine Angst haben auch mal von der Anleitung abzuweichen und um die Ecke zu denken.

Immer wieder erlebe ich es, dass Agilitysportler mit ihrem Nachwuchshund alles besser machen wollen als mit dem Vorgänger. Absolut verständlich, denn wer möchte die Fehler, die er in der Ausbildung seines Hundes gemacht hat schon gerne wiederholen.

Wollen wir “alles besser” machen, so besteht die Gefahr, dass wir uns zu sehr auf die Bereiche konzentrieren, die beim vorherigen Hund nicht perfekt waren. Hatten wir einen Hund der nicht spielen wollte, so wollen wir jetzt besonderes Augenmerk auf den Triebaufbau legen. Oder aber der neue Hund soll eine sehr gute Impulskontrolle haben, wenn der vorherige Hund ein Frühstartproblem hatte.

Dieser extreme Fokus auf einzelne Bereiche kann allerdings problematisch werden. Daher versuche ich in meinem Training 3 Elemente zu bedienen und in Balance zu halten.

3 Grundpfeiler im Training

Als Voraussetzung für das spätere Training, vermittele ich bereits im Welpenalter 3 Grundpfeiler: Triebaufbau, Impulskontrolle und Denkfähigkeiten. Auch das Training älterer Hunde kann in diese Elemente eingeteilt werden. Ein Agilityhund sollte in jedem dieser Bereiche gefördert werden, um im Parcours erfolgreich zu sein. Dabei ist es wichtig, die Balance zu halten zwischen den 3 Elementen. Doch was genau steckt eigentlich hinter diesen Begriffen?

Grafik Impulskontrolle, Triebaufbau, Denkfähigkeit

Triebaufbau

Triebaufbau dreht sich um die Verstärkung angeborener Triebe des Hundes. Häufig ist der Spieltrieb gemeint und es wird daran gearbeitet, dass der Hund Zergelspiele spielt. Dabei können wir ebenso gut Trieb auf eine “tote Beute”, also ein statisches (ausgelegtes) Spielzeug aufbauen. Für mich fällt auch der Trieb auf Futter in diesen Bereich. Nicht jeder Hund arbeitet gerne für Futter, aber auch dies kann erlernt werden. In diesem Zuge sollte zusätzlich am Zug auf eine statische Futterbelohnung gearbeitet werden. Dies kann beispielsweise ein Futterautomat sein, aber auch ein Futterdummy oder Futterball.

Wer braucht Triebaufbau?

Übungen zum Triebaufbau sind für alle Hundetypen sinnvoll. Ein Hund der bereits viel Trieb auf Spielzeug mitbringt, muss nicht automatisch auch viel Trieb auf eine statische Futterbelohnung haben. Es kann durchaus sein, dass dies erst erlernt werden muss. Genauso kann manch verfressener Hund, der den Futterautomaten liebt, nicht unbedingt viel mit einer Spielzeugbelohnung anfangen. Da ich aber in meinem Training flexibel belohnen können möchte, sollte mein Hund verschiedene Belohnungen als belohnend empfinden und sie nicht nur akzeptieren. Denn letztendlich liegt es an uns dem Hund eine Belohnung als belohnend zu vermitteln.

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Impulskontrolle

Als Impulskontrolle wird die Fähigkeit bezeichnet sich selbst zu kontrollieren. Ein Hund, welcher brav sitzt während der Futternapf vor ihm hingestellt wird, kontrolliert seine Impulse. Viel lieber würde er sich wahrscheinlich auf das Futter stürzen, aber er hat gelernt, dass es sich für ihn mehr lohnt zu warten. Im Agility ist sowohl an der Starthürde als auch an den Kontaktzonen Impulskontrolle gefragt. Schließlich würden die meisten Hunde gerne schneller starten oder nicht warten bis die Wippe den Boden berührt. Eine Ausnahme bilden die Running Contacts, bei denen die Impulskontrolle des Hundes und des Menschen nicht notwendig ist. Sicher auch ein Grund, warum viele Sportler und Hunde gefallen daran finden.

Aber auch um überhaupt auf ein Turnier zu kommen, braucht unser Hund ein gewisses Maß an Impulskontrolle. Denn zumindest in Deutschland steht die Begleithundeprüfung an.

Wer braucht Impulskontrolle?

Auch hier lautet die Antwort wieder, dass Übungen zur Impulskontrolle für alle Hunde wichtig sind. Sehr aktive Hunde mit ausgeprägtem Spieltrieb bzw. Jagdtrieb brauchen sicher mehr Übung bis sie das selbe Level an Impulskontrolle erreichen wie ruhigere Hunde. Aber auch die Vertreter des gelassenen Typs profitieren von Übungen zur Impulskontrolle. Denn gerade diese Hunde sind oft unsicher wann eine Aktion von ihnen erwartet oder gewünscht ist. Durch gezielte Übungen zur Impulskontrolle und insbesondere gezielte Auflösung der Kontrollpositionen, können wir diesen Hunden verdeutlich wann wir uns eine Handlung von ihnen wünschen.

 

Border Collie Welpe Tricks Denken Lernen

Denkfähigkeiten

Unter dem dritten Pfeiler, der Denkfähigkeit, verstehe ich das Mitarbeiten des Hundes beim Erarbeiten von Übungen, sowie das reagieren auf Kommandos. Dabei sollte der Hund verstehen, dass unsere Kommandos für ihn eine Bedeutung haben. Trotzdem soll er aber auch wissen, wann es angebracht ist eigene Idee in die Lerneinheit einzubringen. Dies ist beim klassischen Shaping der Fall und hierfür führe ich ein gesondertes Kommando ein. So lernt der Hund wann es angebracht ist mitzudenken und auszuprobieren. Oder aber ob er in einer Situation nur Gelerntes ausführen soll ohne selbst kreativ zu werden.

Wer braucht Denkfähigkeiten?

Hier ist die Antwort nicht ganz so einfach, da es auf die Präferenz des Sportlers ankommt. Ein Handler, welcher selbst sportlich ist und viel mit auslaufen kann und möchte, muss seinen Hund sicher nicht so gut ausbilden, wie ein Hundeführer der seinem Hund körpersprachlich nicht so gut helfen kann. Generell sind Übungen zur Förderung des Mitdenkens für alle sinnvoll, die ihren Hund möglichst gut ausbilden möchten.

Fuze Border Collie Welpe Mensch Arm

Die Balance halten

Das A und O einer guten Grundausbildung liegt darin, die Balance zwischen Triebaufbau, Impulskontrolle und Denkfähigkeiten zu halten. Denn wenn ein Bereich fehlt, macht es sich in der Performance bemerkbar.  Alle drei Elemente beeinflussen sich gegenseitig und überschneiden sich auch in einigen Übungen. Schauen wir uns einmal eine einfache Bleibübung an. Jedes Warten in einer Kontrollposition wie Sitz, Platz oder Steh verlangt Elemente aller drei Bereiche:

– Die Denkfähigkeit sorgt dafür, dass der Hund die Position überhaupt erst einnimmt
– Die Impulskontrolle stellt sicher, dass der Hund wartet
– Der Trieb auf das Objekt/die Handlung der Begierde steigt (Futter, Spielzeug, Rennen, …)

Je mehr Trieb ein Hund mitbringt oder auch durch Triebaufbau entwickelt, desto mehr Impulskontrolle muss er auch erlernen, da er die Reize denen er ausgesetzt ist durch den Triebaufbau immer attraktiver finden wird und sich daher umso mehr kontrollieren muss. Mit besseren Denkfähigkeiten erhöht sich die Selbstsicherheit deines Hundes und sein Engagement im Training. Es wird ihm einfacher fallen korrekte, von uns erwünschte, Entscheidungen zu treffen und Impulskontrolle zu zeigen. Durch eine bessere Impulskontrolle kann dann wieder mehr Trieb angestaut werden und der Trieb an sich steigt.

Wird hingegen nur einer der Bereich gefördert, kann es zu einem Ungleichgewicht kommen.

Triebaufbau überwiegt

Ein Hund, der nur im Bereich Triebaufbau gefördert wird, aber nicht gleichzeitig lernt seine Impulse zu kontrollieren und auf Kommandos zu achten bzw. mit dem Menschen zusammen zu arbeiten, wird mit bestimmten Situationen schnell überfordert sein. Der Fokus auf den Besitzer wird diesem Hund schwerer fallen und er wird sich leicht durch andere Hunde oder Außenreize ablenken lassen. Auch wird es ihm schwer fallen zu warten und sich zurückzunehmen.

Impulskontrolle überwiegt

Wird vermehrt die Impulskontrolle gefördert, so tendiert der Hund zur Passivität. Ein Charakterzug der für manche Sofahunde vielleicht gewünscht ist, aber den wir im Sport nicht unbedingt wollen. Diese Hunde trauen sich oft keine Aktion zu tätigen ohne nachzufragen. Sie arbeiten weniger selbstständig und sind eher unsicher. Im Parcours müssen sie begleitet werden und in der Ausbildung kleinschrittig angeleitet werden. Dies geht häufig zu lasten der Motivation und Geschwindigkeit im Agility.

Denkfähigkeiten überwiegen

Werden viele Übungen zum Denken gemacht, aber wenig zu Impulskontrolle, kann dies zu einem Hund führen, der zu viel denkt und dadurch nicht mehr ins Laufen kommt. Er hat zu viele Optionen im Kopf und kann viele Kommandos, aber wird dadurch zu “verkopft” und läuft lieber langsamer, damit kein Fehler passiert. Auch diesem Hund wird es schwerer fallen aus sich heraus zu kommen und auf Tempo zu kommen.

Die Mischung macht’s

Entscheidend ist daher eine ausgewogene Mischung aus Übung zum Triebaufbau, Übungen zur Impulskontrolle und Übungen zur Denkfähigkeit. Gerade für Welpen und Junghunde bieten sich viele tolle Möglichkeiten sie in diesen Bereichen zu fördern und sie so, ganz ohne körperlich belastende Übungen, auf die späteren Anforderungen im Training vorzubereiten. Wer hier gute Grundlagen legt, wird es später um einiges leichter haben wenn es an komplexere Trainingsaufgaben wie Aufbau von Kontaktzonen oder Unterscheidung von Kommandos geht.

In meinem Onlinekurs “Basics für Sporthunde” werden die 3 Themen zusammen mit vielen anderen Skills vermittelt. Der Kurs bietet die perfekte Grundlage für alle Hunde, die später in unterschiedlichen Sportarten trainiert werden sollen. Mehr Infos erhaltet ihr hier:

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